Besondere Orte
Die pustende warme Heizungsluft zwischen den Glastüren am Eingang, der feine Geruch von Parfüm oder Schokolade und die Warenvielfalt vom Bleistift bis zur Reisetasche: All das verbinde ich mit Kaufhäusern. Als Kind habe ich die Spielwarenabteilung mit großen Augen bestaunt, später als Student noch so manches Mal kurz vor Ladenschluss in der Welt der kurzen Wege eingekauft. Schuhe finde ich dort bis heute am besten. Die Nachricht, dass nun viele verbleibende Galeria-Filialen schließen werden, bewegt mich, auch für die Mitarbeiter:innen, die persönlich große Opfer gebracht haben, um ihre Filiale zu erhalten. Eine Innenstadt wie Braunschweig oder Hildesheim ohne Kaufhaus? Da fehlt doch etwas!
Ein Filialnetz ganz anderer Art sind die Kirchen unseres Landes. In ihnen riecht es eher nach Kerzen, Eichenholz oder Weihrauch. Nicht nur aufgrund ihres Äußeren prägen sie unsere Städte und Dörfer: Es sind durchbetete Räume, in denen seit Generationen Menschen gefeiert und getrauert haben. Vor allem sind es Orte, die von einer Hoffnung für diese Welt erzählen. Zu Ihnen gehören Menschen, die liebevoll von „ihrer Kirche“ sprechen und mit anderen zusammen Gott suchen und finden. Nicht nur dort, auch in Gruppen und Kreisen und bei vielen Aktionen im Alltag. Längst werden die Kirchen in den Städten von Hochhäusern überragt, aber sie wurzeln in der Tiefe, wo sie einen sicheren Grund haben: „Denn niemand kann ein anderes Fundament legen als das, das schon gelegt ist. Und das ist Jesus Christus.“ (1.Kor 3,11)
Kommt irgendwann in der Tageszeitung die große Schließungsliste für die Sakralbauten? Ich hoffe nicht und es liegt an uns, ob wir uns für sie einsetzen und unser Leben in der Tiefe wurzeln lassen wollen. Also: Bauen Sie an ihrer Kirche mit, als lebendiger Stein?
Bleiben Sie behütet!
Ihr Andreas Bartholl
Pastor der ev.-luth. Kirchengemeinden Dungelbeck und Klein Ilsede
Schulpastor am Ratsgymnasium
