Unter dem strahlend blauen Herbsthimmel feierten am Sonntag mehr als 160 Gäste Gottesdienst auf dem Rittergut Rosenthal. Die Kirchengemeinde BeHaRoSch (Berkum-Handorf-Rosenthal-Schwicheldt) hatte dazu eingeladen.
Schon am großen Torbogen empfingen Erntegaben die Besucher. Der Altar war in der Scheune aufgebaut, ebenfalls umrahmt von Früchten, Ähren und Strohballen. „Es gibt wohl keinen schöneren und zugleich passenderen Ort, um Erntedank zu feiern. Für mich ist es nach vielen Jahren in der Großstadt Hannover eine Premiere, das Fest in einer Umgebung zu feiern, die landwirtschaftlich geprägt ist“, begrüßte Pastorin Elke Marx und dankte Gastgeberin Friederike Freifrau von Schütz zu Holtzhausen.
Um auch allen Gästen einen Einblick in das Leben und Arbeiten in der Landwirtschaft zu geben, hatte die Pastorin Achaz Graf von Hardenberg zum Interview gebeten. Auf die Frage, wie denn ein typischer Erntetag heute so aussehe, antwortete er kurz und knapp: „Lang, staubig und heiß!“
Er berichtete aber auch von der gewissenhaften Planung, die in Erntezeiten täglich erfolge, den Unwägbarkeiten des Wetters und der Wahl des richtigen Saatgutes. „Das hat ja auch einen Bezug hier zum Ort, wo mit Limagrain ein weltweit führender Saatguthersteller ansässig ist. Allein vom Weizen gibt es mehr als 200 Sorten. Da muss man die richtige Wahl treffen. Neue Sorten zu entwickeln dauert viele Jahre“, erklärte von Hardenberg.
Zeitraubend und oft ärgerlich sei die ausufernde Bürokratie. Selbst Blühstreifen am Rande der Felder würden per Satellit überwacht. Sei etwas auf den Aufnahmen nicht richtig zu erkennen oder werde bemängelt, müssten Fotos geschickt werden, die die korrekte Bepflanzung beweisen. „Da kann man das alte Erntedanklied „wir pflügen und wir streuen“ ergänzen mit „wir melden und dokumentieren die lieben langen Tag“, schloss er.
Das Lied griff Pastorin Marx dann in ihrer Predigt auf. Eigentlich als Bauernlied für eine Erntedankfeier von Matthias Claudius geschrieben, zeige es das Bewusstsein, dass ohne Gottes Zutun nichts gelingen kann.
„Danke ist eines der schönsten Worte und das Danken eine der größten Kräfte. Die Ernte zeigt, alles von Gott her kommt und menschliches Handeln Grenzen hat. Ein neues Bewusstsein für die Kostbarkeiten des Lebens täte der ganzen Welt gut“, bekräftigte die Pastorin. Begleitet von Simone Kupries am E-Piano sang die Gemeinde das Erntedanklied.
Im Anschluss führte Pastorin Marx den neuen Kirchenvorsteher Benjamin Henze in sein Amt ein und gab ihm und der ganzen Gemeinde den Segen mit auf den Weg.
Vor der Scheune hatten derweil die Landfrauen ein riesiges Kuchenbüffet aufgebaut. An herbstlich dekorierten Tischen gab es abschließend bei Kaffee und Gebäck noch reichlich Gelegenheit für Gespräche.