Gedenken an die Opfer von Hanau um fünf vor zwölf in St. Jakobi
Mehr als 300 Besucher folgten dem Aufruf des Gesprächskreises Christen und Muslime
Peine. Unablässig strömten die Besucher am Sonnabend in die St.-Jakobi-Kirche. Der Gesprächskreis Christen und Muslime hatte unter dem Motto „Wir stehen zusammen – es ist fünf vor zwölf!“ zum Gedenken an die Opfer von Hanau eingeladen. Mehr als 300 Besucher unterschiedlicher Konfession und Weltanschauung waren der Einladung gefolgt, unter ihnen auch Landrat Franz Einhaus und Bürgermeister Klaus Saemann.
Superintendent Dr. Volker Menke begrüßte im Namen der Vorbereitungsgruppe und zeigte sich beeindruckt von der großen Anzahl der Gäste, war die Veranstaltung doch erst kurzfristig geplant worden.
„Viele haben sich den Termin heute extra freigeschaufelt, um hier ein Zeichen für menschliches Miteinander zu setzen. In Hanau wurden Lebensgeschichten junger Menschen einfach ausgelöscht. Wir trauern und stehen zusammen“, bekräftigte der Superintendent.
Für die Muslime sprach Adem Tatli von der Takva-Moschee, der eindringlich verdeutlichte, dass Hanau auch Peine sein könne. „Warum ist es so weit gekommen? Wir als Gesellschaft haben zu lange zugesehen und letztlich versagt. Ich bete, dass es nie wieder passiert“, sagte er.
Man dürfe die 70 Jahre alten Werte unseres Landes nicht für selbstverständlich halten, sondern müsse die Demokratie beschützen und verteidigen. „Rassismus findet schleichend einen Platz in unserer Gesellschaft. Jetzt muss die Stimme der Vernunft stärker sein als die Stimme des Hasses“, forderte er auf.
Anschließend verlasen Meryem Akin und Sait Weber die Namen der neun Ermordeten, für die im Altarraum neun Kerzen brannten. Peter Cyganek spielte dazu „Amazing Grace“ auf der Klarinette.
„Jede Gewalttat ist ein schreckliches, schmerzvolles und verabscheuungswürdiges Verbrechen. Leider ist unsere Welt voll davon. Das Attentat in Hanau hat nun wohl bei vielen ein „Jetzt reicht`s!“ hervorgerufen. Auch wenn es Gewalttaten von vielen Seiten gibt, kommt derzeit die wohl größte Bedrohung von Rechtsaußen und das im Jahr 75 nach Ende des Nationalsozialismus in Deutschland“, führte Dr. Menke in seiner Abschlussansprache aus.
Man müsse sich entschieden von der Verbreitung braunen Gedankenungutes distanzieren, sonst dürfe man sich nicht als Alternative für Deutschland bezeichnen, sondern eher als Abgrund für Deutschland.
„Wir müssen uns für Demokratie einsetzen und dürfen Antimenschlichkeit nicht dulden. Wir sollten Frieden über alle politischen und religiösen Unterschiede hinweg schaffen, Friedensstifter sein, die Hochachtung vor jedem Menschenleben haben“, forderte der Superintendent abschließend auf.
BU von links Das Organisationsteam Mahmud Hammouda, Türkes Tosun, Sait Weber, Dr. Volker Menke, Adem Tatli und Meryem Akin