Gegen Weltuntergangsstimmung
Vor kurzem sprach mich ein Pastorenkollege darauf an, dass es mit Bezug auf „Corona“ manche religiöse Gruppen gibt, die jetzt wieder den Weltuntergang ansagen. So etwas geschieht öfter in Krisenzeiten. Bislang ist die Welt nicht untergegangen, und mit großer Wahrscheinlichkeit wird es auch jetzt wieder nicht der Fall sein. Allerdings, eines stimmt wohl: Durch „Corona“ kommt die große und kleine Welt von uns Menschen ins Wanken, sie wird erschüttert, bisher als sicher Angesehenes bricht zusammen, Existenzängste nehmen Besitz von Menschen. Und „Corona“ bedeutet wohl auch eine Kränkung: Wir Menschen denken, wir hätten das Leben im Griff, und sehen uns auf einmal von allerkleinsten, zumeist nur im Elektronenmikroskop sichtbaren biologischen Teilchen angegriffen. Das Virus bedrängt und bedroht unser Leben. Und doch: das Leben - zumindest aus religiöser Perspektive - wird nicht untergehen, niemals, denn es hat eine zeitliche und eine ewige Dimension. Die Liebe Gottes umgreift Himmel und Erde, Zeit und Ewigkeit.
Dem Reden vom Weltuntergang sollte man mit einem Zitat, das man früher Martin Luther zugeschrieben hatte, so begegnen: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, so würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Also ein Zeichen der Hoffnung setzen gegen Weltuntergangsstimmung im Kleinen und Großen und dann alles Mögliche dafür tun, dass er doch nicht eintritt, sondern das gepflanzte Apfelbäumchen Früchte tragen wird, die wir zusammen genießen. So ein Apfelbäumchen kann vielerlei Gestalt haben: die Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen und so gerade auch besonders gefährdete Menschen zu schützen, sich einsetzen als Helfer, seelischen Halt geben, menschliche Nähe zeigen durch Wort und Tat trotz zwei Meter Sicherheitsabstand, diejenigen nicht im Stich lassen, die wirtschaftlich-materiell bedrängt sind. Jede, jeder kann Hoffnungszeichen setzen, dass wir uns der bedrohlichen Situation nicht geschlagen geben. Niemals.