Peine. Am 1. November 2011 fing alles an. Auf den Tag genau zehn Jahre danach endete nun die Zeit von Pastor Stefan Giesel als Krankenhausseelsorger am Klinikum Peine. Am vergangenen Sonntag wurde er im Adventsgottesdienst in der St.-Jakobi-Kirche verabschiedet. Pastroin Beate Lenz und Superintendent Dr. Volker Menke gestalteten einen feierlichen Abschied und gaben dem Pastor den Segen für den weiteren Berufsweg mit. Im Klinikum hatte Giesel seinen letzten Gottesdienst anlässlich des 50. Jubiläums gehalten.
„Wir sind damals aus Norden nach Hildesheim gezogen. Meine Frau hat dort eine Stelle als Pastorin angetreten und ich bekam das Angebot mit einer halben Stelle die Krankenhausseelsorge in Peine zu übernehmen. Das ist ein Sonderpfarramt, das von der Landeskirche finanziert wird. Das Klinikum beteiligt sich an den Kosten“, erklärt Giesel.
Im Mittelpunkt seiner Aufgaben standen stets die Besuche bei kranken Menschen. Hier leistete er gerne und auch während der Hochphasen der Corona-Pandemie viel seelsorgerlichen Beistand. Oft war er der einzige Besucher bei Patienten. Zweimal im Monat bot Giesel zudem Gottesdienste im Andachtsraum an, wenn wegen der Corona-Beschränkungen gar nicht anders ging, auch digital.
„Darüber hinaus habe ich die Patientenbetreuung und die Bücherei begleitet. Beides sind kirchliche Dienste. Eine besonders intensive Beziehung hatte ich auch zur Palliativstation, die zurzeit leider geschlossen ist. Hier kam es auch auf die Begleitung Angehöriger an. Viele wünschten sich eine Aussegnung“, erinnert sich der scheidende Seelsorger.
Eingebracht hat er sich zudem bei der Gründung des Ethiknetzes, das die ethische Fallberatung etabliert und auch bei Veranstaltungen über medizinethische Themen informiert hat.
„Ich habe über die Jahre festgestellt, dass Menschen in Notsituationen Seelsorge gerne annehmen, auch wenn sie sie nicht aktiv einfordern. Ich gehe gerne aktiv auf die Menschen zu und mache das nicht von ihrer Konfession abhängig. Sehr selten wurde das abgelehnt. Für diese Begleitung im Leben und ins Leben ist ein hohes Maß an Empathie notwendig“, berichtet Giesel und erinnert sich an Fälle, in denen Menschen dachten, dass es nun mit ihnen zu Ende gehe, weil schon der Pastor gerufen wurde.
Gerne hat sich der Pastor auch den Mitarbeitenden im Klinikum angenommen, wenn sie im Alltag mit Überlastung, tragischen Fällen und Konflikten zu kämpfen hatten. So gestaltete er auch seinen letzten Gottesdienst im Klinikum gleichermaßen für Patienten und Mitarbeiter.
Nun zieht es ihn beruflich nach Hannover. Seit 2013 betreut er dort bereits mit einer halben Stelle die St.-Johannis-Gemeinde in Bemerode. Seit 1. Dezember ist Giesel dort zusätzlich bei Diakovere tätig.