Liebe Schwestern und Brüder,
um etwas Sport zu treiben, bin ich gelegentlich mit dem Fahrrad unterwegs. Bei einer Tour zu Ostern stieß ich an einer ganzen Reihe von Orten auf die Sätze „Er ist auferstanden“ oder „Der Herr ist auferstanden“ oder „Jesus lebt“. Mit Kreide oder mit waschbarer Farbe waren die Worte auf den Asphalt geschrieben. Auch jetzt noch findet man sie. Und ich muss sagen: In mir lösen sie Freude aus, gerade auch jetzt in dieser herausfordernden Zeit mit „Corona“. Ein Lachen kommt in mein Gesicht, ja, wenn ich auf diese Sätze stoße, stimme ich manchmal auf dem Fahrrad singend ein: „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja, Halleluja.“ Man findet diesen Osterruf im Gesangbuch unter der Nummer 118.
Ich bin den Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen dankbar, die jene Sätze auf die Wege geschrieben haben. Sie sind in einer Zeit, wo unsere Kirchen weitgehend noch geschlossen sind, dadurch zu Predigern des Evangeliums geworden. Vielleicht hätte man an noch viel mehr Orten, auch an unsere Kirchen zu Ostern jene Sätze in weiß und bunt schreiben sollen als eine große Aktion, als Zuspruch des Lebens für alle Menschen. Denn das ist ja der Dreh- und Angelpunkt des Evangeliums: Der Herr ist auferstanden. Jesus lebt. Gott hat ihn von den Toten auferweckt und damit alles Bittere, alles Leid und den Tod in jedem Fall zu etwas Vorletztem gemacht. Siegen aber, Triumphieren tut das Leben! Es hat das letzte Wort. Das ist wohl des Jubelns wert. „Jubilate“ – jubelt, frohlockt, so lautet der Name des 3. Sonntags nach Ostern jetzt am 3. Mai.
Gott ist ein Gott des Lebens, er ist Liebhaber des Lebens. Wie sehr, ist mir bei der Vorbereitung zu diesen Predigtgedanken mit Blick auf das Glaubensbekenntnis in den Sinn gekommen. Am Anfang wird Gott bekannt und gepriesen für sein Leben schaffendes Wirken als „Schöpfer des Himmels und der Erde“. Gerade auch jetzt im Frühling spüren wir vermutlich mehr als sonst etwas vom Erwachen und Neuwerden des Lebens. In der Mitte des Bekenntnisses steht der österliche Triumph des Lebens über den Tod, wenn es mit Blick auf Jesus heißt: „am dritten Tage auferstanden von den Toten“; und am Ende ist die Folgewirkung von Ostern, auch für uns, benannt: „Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“ Leben, ewiges Leben, bekräftigt durch das Amen, hat das letzte Wort.
Der biblische Wochenspruch zum 3. Sonntag nach Ostern steht im 2. Korintherbrief und lautet: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ (2 Kor 5,17) Auch glaubende Menschen haben ganz und gar Anteil an dieser Welt. Sie ist schön, aber auch zerbrechlich und vergänglich. Auch „Corona“ führt uns solche Zerbrechlichkeit vor Augen. Und Schlimmes, Schreckliches können Menschen anrichten wie Gewaltherrschaft und Krieg. Am 8. Mai jährt sich zum 75. Mal das Ende solchen Schreckens; wir erinnern dankbar die Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur und das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa.
Als Glaubende sind wir einerseits Teil dieser Welt, andererseits aber lebt durch die Verbindung mit Christus, durch das In-Christus-Sein, noch etwas anderes in uns: Gottes Lebensmacht. Indem wir Glauben von Gott geschenkt bekommen haben, durchströmt und bewegt sie uns. Christus ist ihr Siegel. Sie macht uns zu einer neuen Kreatur, zu einem neuen Geschöpf, zu Trotzköpfen gegen den Tod. Mit Christus verbundene Menschen stehen auf, auferstehen schon hier und heute mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten gegen Kräfte und Mächte, die das Leben bedrängen und unterdrücken. Wir dienen in der Nachfolge Jesu dem Blühen des Lebens. Es behält den Sieg. Denn: Der Herr ist auferstanden.
Mit der Zeit mag wohl Regen jene Sätze, die zu Ostern auf die Wege geschrieben wurden, auflösen. Aber wir können sie erneuern. Und vor allem: Unauslöschlich wohnt Christus in unseren Herzen als Lebendiger und damit Gottes Lebensmacht, die uns hält und trägt in Zeit und Ewigkeit. Amen.