Wenn nicht längst geschehen, war es am letzten Wochenende an der Zeit, den Tannenbaum rauszuschmeißen. Er nadelt jetzt, hat seine beste Zeit hinter sich. Tatsächlich hatte unser Baum dieses Mal einen Läusebefall und Wort wörtlich „Leben in die Bude gebracht“. Wir mussten ihn schon am 27.12. aus dem Wohnzimmer verabschieden.
Durch den bekannten Möbelschweden ist „Knut“ für den Rausschmiss des Weihnachtsbaums auch in Deutschland den meisten ein Begriff. Ikea wirbt damit, den gewonnen Platz mit einem Schnäppchen aus dem Schlussverkauf zu füllen. „Knut“ hat Ikea sich allerdings nicht selbst ausgedacht, denn Knut wird in Schweden seit jeher das traditionelle Ende von Weihnachten genannt. Dann wird noch ein letztes Mal um den Weihnachtsbaum getanzt und die Süßigkeiten werden von den Kindern vom Baum geplündert. Anschließend fliegt der Baum raus. Irgendwann muss auch das schönste Fest zu Ende sein.
Was wohl die Wenigsten wissen, ist, dass Knut Lavard ein dänischer Prinz war, der am 7. Januar 1131 ermordet wurde. Später wurde er heiliggesprochen und der 7. Januar wurde sein Namenstag. Damals wurde fast überall Weihnachten bis 6. Januar gefeiert. Der Knut-Tag war somit der erste Werktag nach Heiligabend.Zum Ende des 17. Jahrhunderts verschob man den Knut-Tag um eine Woche nach hinten, auf den 13. Januar und damit auch das Ende der Weihnachtszeit.
Es gibt mehrere Theorien darüber, warum das gemacht wurde. Vermutlich wollte man das kirchliche Fest aufwerten – oder konnte sich noch nicht vom Weihnachtsbaum trennen? Am Wochenende war es hier in Lengede nun auch so weit: Die Freiwillige Feuerwehr sammelte vor dem Spritzenhaus die Weihnachtsbäume ein. In meiner Heimatstadt macht das bis heute die Stadtreinigung. Als Grundschulkind mochte ich den Schulweg immer besonders an dem Morgen, an dem die Tannenbäume vor den Häusern lagen, um abgeholt zu werden. Jeden der Bäume inspizierten meine Freundin und ich sehr gründlich, ob nicht doch irgendwo noch etwas Lametta oder Engelshaar oder vielleicht sogar ein kleiner Holzengel zu finden sei.
Wir fanden erstaunlich viel. Einige Leute hatten es wohl nicht erwarten können, ihren Tannenbaum loszuwerden. Wenn wir früh genug dran waren und uns noch keine anderen Kinder zuvorgekommen waren, waren unsere Taschen mit allerlei Habseligkeiten gefüllt, wenn wir – zugegeben mit einer klitzekleinen Verspätung - in der Schule eintrafen.
Wenn wird dann mittags nach Hause gingen, waren die Tannenbäume verschwunden. Nur ein paar trockene Nadeln lagen noch auf dem Gehweg. Auch zuhause war alles ab dekoriert und die ersten Tulpen standen auf dem Esstisch. Frühlingsboten, keine Spur mehr von Weihnachten. Ich aber hatte noch einen Abglanz von Weihnachten in meiner Hosentasche: Eine Locke goldenes Engelshaar, einige Streifen Lametta und einen kleinen Holzengel, hatte ich gerettet.
Manchmal fand ich davon noch etwas ganz unten in meiner Schultasche, wenn ich sie vor den Sommerferien ausräumte. Auch dir wünsche ich, dass du ein wenig Weihnachtsglanz in dieses Jahr hineinretten kannst.
Denn Weihnachten ist nie ganz vorbei.
Amen