Landkreis Peine. In vielen Kirchen des Kirchenkreises Peine und auch an ungewöhnlichen Orten unter freiem Himmeln feierten evangelisch-lutherische Christen am Sonntag den Reformationstag. Die Veranstaltungen reichten vom Open-Air-Gottesdienst über ein Pastorentheater bis hin zum Konzert.
Unter dem Motto „Was zählt?“ stand der Gottesdienst in der Peiner St. Jakobi-Kirche. Hier gestalteten die Pastoren Julian Bergau, Dr. Heidrun Gunkel und Jens Kertess gemeinsam mit einem Team den Ablauf. Eigentlich feiert der Verband der Stadtkirchen am 31. Oktober immer seinen Geburtstag mit einem großen gemeinsamen Gottesdienst. Bedingt durch die Corona-Krise gab es in diesem Jahr zwei Gottesdienste zeitgleich in der Friedenskirche und St. Jakobi.
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand ein Faltwürfel, der mit den Worten Zeit, Natur, Demut, Gottesdienst, Verzicht und Familie beschriftet war und in vielen Veranstaltungen zum Reformationstag eine Rolle spielte. Eine Faltvorlage durften die Besucher im Anschluss mitnehmen.
„Was zählt? Die Frage wird uns heute gestellt. Für Jesus zählten die Taten, die aus Liebe geschahen“, erklärte Pastorin Dr. Gunkel, die ein Gespräch mit Pastor Bergau zum Thema führte. „Wir haben die Freiheit, das zu leben, was wirklich zählt“, bekräftigte dieser.
Glaube und Freiheit standen auch im Mittelpunkt des Konzertes des Sprengelposaunenchores am frühen Abend des Reformationstages in der Solschener St.-Pancratii-Kirche. „Wir blicken zurück auf den 31. Oktober 1517, als Luther seine Thesen angenagelt haben soll. Dieses Ereignis hat großen Einfluss auf die heutige Gottesdienstgestaltung gehabt und wirkt bis heute. Kirche bekommt immer wieder ein neues Gesicht und so werden wir heute viele Kompositionen aus der Gegenwart spielen“, begrüßte Landesposaunenwart Moritz Schilling die 120 Besucher.
Zum Auftakt spielte das Ensemble die Reformationsfanfare von Dieter Wendel und eine Choralmelodie von Traugott Fünfgeld über das klassische Reformationslied „Ein feste Burg“. Es folgte das von Martin Luther 1529 verfasste Lied „Verleih uns Frieden gnädiglich“.
„Der Text stammt wohl aus dem 6. Oder 7. Jahrhundert und wurde von Luther aus dem Lateinischen übersetzt. Das Lied wurde in den allerersten gedruckten Gesangbüchern aufgenommen und ist bis heute aktuell. Es findet sich auch im katholischen „Gotteslob“. Wir spielen heute eine Motette über den Liedtext von Heinrich Schütz, zwei Choralsätze von Hans Leo Hassler und Johann Sebastian Bach sowie ein modernes Arrangement von Oliver Groenewald“, erklärte Schilling.
Mit dem musikalischen „Vaterunser“ und einer modernen Suite „Der Barmherzigkeit an ihm getan hat“ von Jens Uhlenhoff ging es weiter, bis das Konzert mit Variationen von „Ein feste Burg“ endete. Stehende Ovationen belohnten die hochkarätige musikalische Leistung der 20 Musiker. Zwei Zugaben waren fällig.