Peine. Viele, die am Sonntagnachmittag zum Vorstellungsgottesdienst in die St.-Jakobi-Kirche gekommen waren, kannten den Kandidaten für das Amt des Superintendenten aus früheren Zeiten und begrüßten ihn dementsprechend freudig.
Michael Glawion ist gebürtiger Peiner und verließ die Fuhsestadt vor 27 Jahren, um evangelische Theologie in Bonn und Wuppertal zu studieren. Nach Stationen als Pastor in Oerel bei Bremervörde, in Buxtehude und zuletzt als Referent des Stadtsuperintendenten in Hannover zog es ihn in die alte Heimat zurück.
„Schön dass so viele hier sind, um diesen Gottesdienst zu feiern. Eigentlich müsste jeder eine Extra-Belohnung dafür bekommen bei diesem herrlichen Wetter“, begrüßte Glawion mit Blick auf die gut gefüllten Reihen im Kirchenschiff.
Seine Predigt begann er mit der Frage an sich selbst, warum er Superintendent in Peine werden wolle. Dabei bezog er sich auf den Predigttext des Sonntags aus dem Galaterbrief. Damals fragten sich die Menschen, was sie tun müssten, um Gottes Liebe zu erlangen.
„Das war vor 2000 Jahren, ist aber nach wie vor aktuell, denn auch heute stellen wir immer wieder hohe Anforderungen an uns selbst und lassen wenig Fehlertoleranz zu. Ich kenne das. Als Pastor ist es soooo anstrengend. Was habe ich nicht alles organisiert, wollte alles richtig machen, habe in vorauseilendem Gehorsam versucht, alle Wünsche zu erfüllen. Es allen recht machen zu wollen, führt dazu, dass man sich aufreibt, man strampelt sich ab und kommt trotzdem nicht dahin, wo man möchte“, führte der 49jährige aus.
Liebe und Anerkennung könne man so nicht verdienen. Wenn Erfolg und Leistung die einzigen Messlatten wären, bräche früher oder später alles zusammen. Der Druck sei immer schon groß gewesen, aber stetig komme Neues hinzu, nicht zuletzt durch Herausforderungen wie zum Beispiel soziale Medien.
„Willkommen im Hamsterrad! Und dann fehlen der Kirche noch Akzeptanz und Geld. Wenn man doch wüsste, was richtig ist. Vermutlich werden wir Kirche nicht dadurch retten, strengere Regeln einzuführen, sondern dadurch neue Wege zu gehen. Wir müssen auf die Menschen zugehen und vielleicht auch Paare trauen, die nicht mehr in der Kirche sind oder dafür neue Formen finden“, sagte Glawion und erntete dafür spontanen Applaus.
Der Predigttext zeige, dass man scheitern werde, wenn man alles richtig machen möchte. Deswegen sei der Glaube umso wichtiger, denn durch Jesus Christus werde die Todesschuld ausgeglichen. „Ich hoffe, dass wir neue Wege zu Gottes geschenkter Liebe finden werden“, bekräftigte er abschließend.
Nach dem Segen gab es noch Gelegenheit mit Glawion ins Gespräch zu kommen, was viele Besucher gerne nutzten.
Am Montag, 16. September, wird die Kirchenkreissynode in nicht-öffentlicher Sitzung über die Bewerbung abstimmen. Sollte Glawion mehrheitlich gewählt werden, wird er voraussichtlich im ersten Quartal 2025 in sein neues Amt als Superintendent eingeführt werden. Der Superintendent leitet den Kirchenkreis Peine, der derzeit 36 Kirchen- und sieben Kapellengemeinden mit insgesamt etwa 40.000 Gemeindegliedern umfasst. Der bisherige Amtsinhaber Dr. Volker Menke war im April in den Ruhestand verabschiedet worden.