Jeden Morgen recht früh habe ich eine kleine Andacht; im Gebet pflege ich ein Rendezvous mit Gott. Mein Blick geht dabei auf einen Garten. Gerade jetzt sprosst, grünt, blüht es dort in manchen Farben, Vögel zwitschern und fliegen herum, das Licht der Frühlingssonne bricht sich Bahn. Einfach schön! Und doch ist da auch im Hinterkopf „Corona“. Das Virus versucht irgendwie, Denken und Fühlen von Menschen gefangen zu nehmen. Es löst Sorgen und Ängste aus. In den Medien erlebe ich teilweise Hektik und Panikmache, die die Ängste und Sorgen noch verstärken. Man beschäftigt sich mit Fragen von morgen und übermorgen. Dabei zählt erst einmal der Tag heute. Den müssen wir gestalten und meistern. Was morgen ist, weiß keiner. Jesus sagt einmal: „… der morgige Tag wird für das Seine sorgen“ (Matthäus 6,34).
„Corona“ ist ernst zu nehmen, sehr ernst. Und darum zählt an jedem Tag Information viel, viel mehr als Spekulation. Man kann sich mit „Corona“ kirre machen; es ist auf allen Kanälen. Ich denke: Es würde reichen, sich am Morgen und am Abend einfach kurz zu informieren und dann dem Vertrauen zu schenken, was medizinisch Verantwortliche zu unserem Besten raten, und was dann als medizinischer Rat zum Schutz des Lebens politisch zur Umsetzung gebracht wird.
Und man möge insbesondere den Blick darauf richten, dass jeder Tag mehr zu bieten hat als „Corona“. Jeder Tag hat viele schöne und mitmenschliche Seiten, und zu denen kann eine jede und ein jeder von uns beitragen. Ich wünsche allen, so herausfordernd die Zeit mit „Corona“ auch ist, Seelenruhe im besten und tiefsten Sinne. Sie zu erlangen hat für mich eine geistliche Dimension. Seelenruhe entsteht, entwickelt und vertieft sich in der Verbindung mit dem Gott, von dem es in einem dieser Tage viel zitierten Vers aus dem 2. Timotheusbrief heißt:
„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Tim. 1,7).
Seelenruhe in Gott ist die Quelle von innerer Widerstandskraft gegen das, was Menschen bedrängt und zusetzt, und die Quelle von Tatkraft, den Tag heute guttuend und mitmenschlich zu gestalten, damit das, was uns bedrängt, möglichst schnell überwunden wird. Wie gesagt, jede, jeder von uns kann dazu beitragen. Und man kann es in einem Bewusstsein tun, dass, egal, was kommt, wir, die Welt, das Leben doch gehalten und getragen bleiben von Gott. In bedrängender Zeit und selbst bedrängt hat Dietrich Bonhoeffer es in einem vielen bekannten und später vertonten Gedicht so zum Ausdruck gebracht: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Superintendent Dr. Volker Menke