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Sonntagsandacht von Julian Bergau

Pastor der Martin-Luther-Gemeinde Peine

„Variatio delectat“, zu Deutsch in etwa: „Abwechslung macht Freude“ – das ist ein Grundsatz, dem ich in Wetterdingen für gewöhnlich zustimme. Ich mag die langen, hellen Tage im Sommer genauso wie das Leuchten der Blätter im Herbst, die klare Luft des Winters oder den Fliederduft im Mai.

In den letzten Wochen war es aber doch alles etwas mühsam. Rauf und runter ging es mit den Temperaturen. Wer eines lauen Abends meinte, am nächsten Morgen in Flip-Flops zum Bäcker schlendern zu können, wurde vom kalten Windzug überrascht. Und zu welcher Jacke auch immer ich griff: sie erwies sich garantiert als zu dick, zu dünn, zu wasserdurchlässig …

Seinen Stellenwert als unverbindliches Smalltalk-Thema hat das Wetter dabei längst verloren. Zu präsent ist das mulmige Gefühl, Stichwort Klimakrise. Sehenden Auges schlittern wir da hinein oder sind schon mittendrin – und wirken doch oft wie gelähmt.

„Carpe diem“, frei übersetzt: „Ergreife den Moment“ – das ist für mich denn auch der Appell, der in dem meteorologischen Auf und Ab steckt. Das kann bedeuten, die Gunst eines unverhofft sonnigen Tages zu nutzen, mit dem Fahrrad rauszufahren, am See zu liegen oder den Vögeln im Wald zu lauschen – um vielleicht gerade dabei Kraft zu tanken für die Frage, wie wir es gemeinsam hinbekommen, an den Stellschrauben zu drehen. Rückenwind gibt das Versprechen Gottes (1. Mose 8,22): „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“