Peine. Einen Tag nach den Geburtstagsfeiern der Stadt schlossen die Kirchen mit einem Freiluft-Gottesdienst auf dem historischen Marktplatz das Fest zum 800. Jubiläum ab. Knapp 250 Besucher hatten sich eingefunden, allerdings etwas weiter von der Bühne entfernt, um den Schatten unter den Bäumen am Brunnen auszunutzen. Bereits am Vormittag war es hochsommerlich warm und wolkenlos.
„Suchet das Wohl der Stadt! Die Kirchen gehören zu Peine und zur Geschichte der Stadt. Hier auf dem Marktplatz stand damals die Jakobus Kirche. Dort, wo Sie jetzt Schatten finden, standen ihre Pfeiler“, begrüßte Pastorin Dr. Heidrun Gunkel die Besucher. Sie gestaltete den ökumenischen Gottesdienst gemeinsam mit Pastor Markus Lenz und Kirchenkreiskantor Christof Pannes vom evangelisch-lutherischen Stadtkirchenverband sowie Pfarrer Hendrik Rust und Diakon Helmut Zimmermann von der katholischen Pfarrgemeinde Zu den Heiligen Engeln. Für den musikalischen Rahmen sorgte das Posaunenquartett „Leine Blech“ aus Hannover.
In der Predigt ließ Pastorin Dr. Gunkel ein Mädchen reden, das im Jahr 1557 den Brand der damaligen Jakobikirche mitbekommen hat. „Sie geht, nachdem die Rauchschwaden sich verzogen haben, durch die Trümmer und fragt sich: Ist das die Strafe dafür, dass sich so viel in unserer Kirche verändert hat. Eigentlich ist es doch gut, dass man jetzt vom liebenden Gott spricht, alles in Deutsch gepredigt wird und es sogar Essen für arme Menschen in der Kirche gibt“, zitierte die Pastorin.
Pfarrer Rust schilderte die Geschichte katholischen Lebens seit der Reformation, in der die Mehrheit in der Fuhsestadt lutherisch wurde, es aber trotzdem weiterhin katholische Messen gab. „Die Schlosskapelle blieb beim Bischof von Hildesheim, wurde aber irgendwann selbst für die Minderheit zu klein, zumal es immer mehr Menschen nach Peine zog. So wurde 1781 das bis heute bestehende Pfarrhaus gebaut und 1868 die Pfarrkirche eingeweiht. Das zeigt, dass wir auf die Bedürfnisse von Minderheiten achten, sie wahrnehmen und wertschätzen müssen“, bekräftigte Pfarrer Rust.
Pastor Lenz schlüpfte in die Rolle des bekannten Architekten Anton van Norden, der mit seinen Ideen die neuen Kirchen und Gemeindehäuser geprägt hat, die entstanden, als Peines Einwohnerzahl in den 1950er Jahren die 30.000er Marke knackte.
„Was habe ich nicht alles entworfen. Ich habe es hautnah erlebt. Peine veränderte sich. Von der Kirche kamen viele, viele Aufträge und ich machte mich ans Wer. Die Kirche belebte diese Räume. Was wäre gewesen, wenn damals die Kirche gefehlt hätte? Was wenn sie heute fehlen würde?“, fragte sich der dargestellte van Norden.
Gemeinsam hielten die Gestaltenden dann Fürbitte. Mit dem Segen durch Pastorin Dr. Gunkel und Pfarrer Rust endete der Gottesdienst. Die Kollekte geht als Spende an die Peiner Tafel, die kirchlich getragen ist.