Der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Peine erlebte in den vergangenen Tagen die zweite Karwoche unter Corona-Bedingungen. Waren im vergangenen Jahr Gottesdienste komplett untersagt, durfte dieses Mal in den Kirchen der Ereignisse vor Jesu Auferstehung gedacht werden.
Die meisten Gemeinden verzichteten trotzdem auf Präsenzgottesdienste und luden stattdessen entweder digital oder auf anderen Wegen wie zum Beispiel mit Andachten zum Mitnehmen oder Spazierandachten zum Gedenken ein. So gestaltete Pastor Maximilian Chmielewski in Eickenrode am Abend des Gründonnerstags das „erste letzte Abendmahl“. Gemeinsam mit einem kleinen Team lud er zur Videokonferenz ein. Mehr als 30 Teilnehmer fanden sich an PC, Laptop, Tablet oder Handy ein, um gemeinsam das traditionelle Tischabendmahl zu feiern.
Die Theologiestudenten Hanna und Daniel Lechler luden zum Tastaturgebet ein, trugen Lesungen vor und deckten vor der Webcam den Tisch. Alle Teilnehmer hatten ebenfalls Brot, Wein oder Traubensaft und eine Kerze parat, um zumindest virtuell mit anderen gemeinsam diesen wichtigen Abend zu erleben.
„Einen Platz am Tisch haben, versorgt werden, weil du es wert bist, Gast zu sein. Auch Abgründiges und Bedürftigkeit haben Platz am Tisch. Etwas Böses, das Böseste überhaupt wird passieren, mit Judas, mit Jesus, mit der ganzen Welt. Trotzdem lässt Jesus uns immer wieder Gast sein. Wir kämpfen nicht mehr, sondern lassen es geschehen und was geschieht, ist gut. Wir essen Brot, wir trinken Wein. Alles Wichtige ist jetzt“, bekräftigte der Pastor.
Über den Chat konnten alle Teilnehmer ihre Gebetsanliegen vorbringen. Zum Segen legten alle virtuell die Hände aneinander – ein gelungenes erstes letztes Abendmahl fand so ein gelungenes Ende.
Am Karfreitag hatte die Kirchengemeinde Abbensen zum Präsenzgottesdienst eingeladen. Die verfügbaren Plätze waren auch weitgehend belegt, als Kirchenvorsteher Heiner Ahrens das Evangelium mit der Geschichte von Jesu Kreuzigung las.
„Frohe Ostern – das hört man gerade überall, das wünschen sich alle. Niemand wünscht sich einen frohen oder einen gesegneten Karfreitag. Dieser Tag ist nicht beliebt. Lieber gleich mit Schokolade und Feiern anfangen – wir haben ja gerade sonst nichts“, begann Pastor Thorsten Lange seine Predigt.
Ein Journalist habe die immer noch währende Pandemie mal als einen elendig langen Karfreitag bezeichnet. Viele verdrängten den Gedanken an Sterben und Tod. Jesus hingegen habe dies ausgehalten.
„Er hat wirklich gelitten und trotzdem sorgte er sich noch um seine Mutter und seinen Jünger, der am Kreuz stand. Sein Gang ans Kreuz war eine einzige große Liebeserklärung an die Welt. Das Zauberwort heißt Gemeinschaft. Die heutigen Nachfolger Jesu müssen sich dafür einsetzen – auch inmitten von Leid und Tod“, schloss der Pastor und entließ die Gemeinde mit dem Segen, traditionell ohne Nachspiel der Orgel, die nun bis Ostersonntag schweigt.