Peine. Ein ungewöhnliches Bild boten die evangelisch-lutherischen Kirchen und Kapellen am Heiligabend und auch an den Feiertagen. Wo sonst Besucher dicht an dicht sitzen und meist kein Platz frei bleibt, herrschte in vielen Gottshäusern gähnende Leere. Die allermeisten der 48 Gemeinden hatten kurzfristig angesichts der Infektionslage Präsenzgottesdienste abgesagt.
In den wenigen Kirchen, wo diese stattfanden, galten strenge Einlassregeln und Anmeldepflicht. Durch die geltenden Abstandsregeln waren auch diese Gottesdienste ungewohnt schwach besucht.
So fanden sich zum Nachmittagsgottesdienst am Heiligabend nur etwas mehr als 40 Besucher in der St.-Jakobi-Kirche ein. Pastorin Beate Lenz begrüßte mit hoffnungsvollen Worten: „Glockenklang von überall her. Er zieht sich wie ein Band von Stadt zu Stadt, von Land zu Land und rund um den Erdball. Die Glocken verkünden Christi Geburt. Gott verschenkt sich selbst. Das kann uns niemand nehmen, auch kein Virus!“
Anschließend lasen die Geschwister Caroline, Christine und Lars Neubauer im Wechsel die Weihnachtsgeschichte vor.
In ihrer Predigt erzählte Pastorin Lenz die Geschichte zweier Frauen auf dem Weg nach Hause. Eine von ihnen ist Maria, die sich kaum traut, den Eltern gegenüberzutreten, unverheiratet und mit einem Kind. Die andere eine Frau, alleinerziehende Mutter, aus der Gegenwart, die ebenfalls keine guten Gefühle mit der Fahrt zu den Eltern verbindet, zu präsent sind Erinnerungen an Missgeschicke und Strafen.
„Nazareth kommt in Sicht. Die Eltern von Maria sind da, der Vater nimmt seinen Enkel in den Arm und umarmt auch seine Tochter. Auch der anderen Frau wird vom Vater die Tür geöffnet. Es sind Geschichten, wie Frauen, Töchter ihren Weg gehen, zu ihrem Kind stehen. Es gibt überall Licht und Sterne. Weihnachten ist schon ausgepackt. Umtausch ausgeschlossen“, bekräftigte sie abschließend.
Nach dem Segen folgte – auch das anders als seit vielen Jahren – nicht das gemeinsam gesungene „O du fröhliche“. Stattdessen sang Kirchenkreiskantor Christof Pannes begleitend zu seinem Orgelspiel und die Gäste summten mit. Wer mochte, durfte noch eine mitgebrachte Kerze am Friedenslicht anzünden.
Neben den Präsenzgottesdiensten gab es eine Fülle von Angeboten für Menschen, die lieber jeden Kontakt meiden wollten. Da gab es gedruckte Andachten und Vorschläge für Gottesdienste Zuhause zum Abholen an der Kirchentür, oft mit kleinen Überraschungen dazu. Viele öffneten an den Feiertagen die Kirchentüren und spielten vom Pastor gesprochene Andachten ein. Es gab Stationenwege durch Dörfer mit schriftlichen Anleitungen, Anrufandachten und natürlich viele, viele digitale Angebote, unter anderem einen Live-Stream aus der virtuellen WG um Pastorin Marion Schmager und Pastor i.R. Walter Faerber.
Alle Videos sind noch bis zum 10. Januar auf der Seite www.weihnachteninpeine.de zu sehen. Auch der digitale Adventskalender www.advent-in-peine.de wartet bis zum 6. Januar noch jeden Tag mit einem neuen Türchen auf. Zudem gibt es im Facebook-Auftritt des Kirchenkreises und auf den Internetseiten der Gemeinden einiges zu entdecken. Alle Seiten werden regelmäßig aktualisiert.