Oberg
Gottesdienst
- in der Regel sonntags um 10 Uhr
- Am Samstag vor dem zweiten Sonntag des Monats um 18 Uhr
- Familienkirche ca. 4x im Jahr
Es treffen sich regelmäßig
- Frauenkreis
- Frauentreff 83
- Besuchsdienstkreis
- Kirchenchor
- Gitarrengruppe
- Mutter-Kind-Kreis
Eine Urkunde besagt, dass 1189 Heinrich der Löwe der Kirchengemeinde Oberg Land schenkte. Frühere Deutungen, dass die Kirchengemeinde mit diesem Akt selbständig wurde, haben sich mittlerweile als nicht richtig erwiesen. Man geht heute davon aus, dass Oberg eine „Filiale“ (Tochter) der Mutterkirche Münstedt war und dass bereits eine Kapelle vorhanden war. Die Landschenkung ermöglichte den Obergern, einen Leutepriester einzustellen – eine Art Vikar.
Das Patronat in Oberg
Heinrich der Löwe bekam im Gegenzug der Schenkung das Patronat über Oberg, das er an die Herren von Oberg weitergab. Das Rittergeschlecht von Oberg brachte einige bedeutende Persönlichkeiten hervor: Eilhardt von Oberg mit der deutschen Übertragung des Epos „Tristan und Isolde“. Burchard von Oberg war der 51. Bischof von Hildesheim. Fritz von Oberg verteidigte in der Stiftsfehde die Burg Peine. Hilmar von Oberg wurde 1803 durch den König von Preußen in den Grafenstand erhoben. 1861 ist das Geschlecht derer von Oberg in der männlichen Linie ausgestorben. Anna von Oberg, die jüngste Tochter des Grafen heiratete einen Baron von Kalm. Er erbaute 1855 auf den Grundmauern der ehemaligen Burg Oberg ein noch heute bestehendes Herrenhaus in Nachbarschaft der Kirche.
Man unterscheidet das „persönliche“ Patronat, das an eine Familie gebunden ist, und das „Realpatronat“. Oberg hat ein Realpatronat, das an das Gut zu Oberg gebunden ist. Wer das Rittergut besitzt, hat auch das Patronat inne.
Ein Patronat besteht aus Rechten und Pflichten: Früher bestimmte der Patron den Pastor und achtete darauf, dass er seine Aufgaben gut erfüllte und gemäß der Bibel lebte. Andernfalls konnte er ihn des Amtes entheben. Die Patrone hatten – in Oberg bis heute – ein eigenes Kirchengestühl (die Patronatsprieche). Sie steht heute auf der Nordseite vor dem Altarraum. Die Mitglieder der Patronatsfamilien wurden in Oberg in einer Gruft unterhalb der Kirche beigesetzt. Im Zuge der Erweiterung 1899/1900 wurde die Gruft aufgelöst und die sterblichen Überreste umgebettet.
Zu den Pflichten des Patrons gehörte vor allem die finanzielle Unterstützung von Bausausgaben.
Der Name „Johannes der Täufer“
Ihren Namen bekam die Kirche erst 1987. Man ging damals noch davon aus, dass die Kirchengemeinde 1189 selbständig wurde. Da die oben erwähnte Schenkungsurkunde Ende Juni angefertigt wurde, also in unmittelbarer Nähe zum Johannistag, entschied man sich für diesen Namen.
Der Kirchturm
Der Kirchturm ist der älteste erhaltene Gebäudeteil. Er ist um 1400 entstanden. Er gehört zu einer Gruppe von spätromanischen Wesstürmen im Stift Hildesheim. Das Mauerwerk ist 1,45m stark. Die Turmspitze (der Helm) ist aus jüngerer Zeit.
Die älteste Glocke ist die Uhrschlagglocke von 1416 an der Ostseite am Turmhelm. 1719 und 1737 wurden weitere Glocken in Braunschweig gegossen. Die dritte Läuteglocke wurde 1963 gegossen.
Die Uhr
Seit 1995 gibt es eine funkgesteuerte Uhr. Das mechanische Uhrwerk der Firma Weule (Bockenem) aus dem Jahr 1900 ist mittlerweile restauriert unten im Turm zu besichtigen.
Das Kirchenschiff
Das Kirchenschiff wurde wahrscheinlich im 17. Jahrhundert gebaut, vielleicht 1664. Es war zunächst kleiner als heute (bis zum 4. Fenster). Ab 1856 wurde die Kirche umgebaut. Die Haupttür wurde in den Turm verlegt, und es wurde eine neue Orgel eingebaut. Dazu wurde die zweite obere Empore an der Turmwand entfernt und eine neue Orgelempore geschaffen.
Ab Mitte des 19. Jahrhundert wurde die Kirche zu klein: Die Ilseder Hütte hatte ihren Betrieb aufgenommen, die Arbeiter zogen in die umliegenden Dörfer. 1899/1900 wurde wieder umgebaut und vergrößerte die Kirche gen Osten.
1978-81 wurde der letzte Umbau vorgenommen. Die Patronatsprieche wurde aus dem Altarraum entfernt und dorthin gestellt, wo sie heute noch zu sehen ist. Außerdem wurde der Mittelgang entfernt.
Die Ausmalung der Kirche
1903 beauftragte man den damals berühmten Kirchenmaler Adolf Quensen aus Braunschweig mit der künstlerischen Ausgestaltung.
An der Decke ist den Gebäudeteilen nachgehend ein Kreuz erkennbar, im Schnittpunkt das mit griechischen Buchstaben dargestellte Christus-Monogramm (X und P) auf einer Sonne („Ich bin das Licht der Welt“) und von einem Dornenkranz umschlungen. Die Sonne weist auf Jesu Worte und Taten, der Dornenkranz auf sein Leiden und Sterben, die Blumen auf die Auferstehung. An den Endpunkten des Kreuzes befinden sich symbolisch dargestellt die vier Evangelisten: Matthäus (Engel), Markus (Löwe), Lukas (Stier) und Johannes (Adler).
Farben und Ornamente sind Vorboten des späteren Jugendstils, das Blau symbolisiert den Himmel, die Lilie gilt als Reinheitssymbol.
Der Altar
Der Altar ist ein typisch protestantisches Ausstattungsstück: Über dem Altartisch – dem Ort des Abendmahls – befindet sich die Kanzel – Ort der Verkündigung. Wort Gottes und Sakrament gehören zusammen. Man nimmt an, dass der Altar in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden ist.
Der Messingkronleuchter ist eine Stiftung des Patrons von Kalm (vor 1880), die Altarleuchter wurden von der im Mai 1861 verstorbenen Gräfin Sophie Marie Charlotte von Oberg gestiftet.
Der Altarraum heute
Links und rechts stehen seit dem Kirchenjubiläum 1988 zwei kleine Keramikfiguren, die Johannes den Täufer (Faust) und Jesus Christus (offene Hand) darstellen. Sie wurden von der Bildhauerin Susan Berber-Credner geschaffen.
Links neben dem Altar hängt ein Epitaph (Erinnerungs- und Gedächtnismal) für Heinrich von Oberg, seine Frau Veronica und zwei Töchter, rechts davon ein Totenschild für Burchard von Oberg, gestorben 1522 beim Sturm auf Seesen.
Der Osterleuchter ist eine 1995 entstandene Arbeit des Burgdorfer Kunstschmiedemeisters Hilko Schomerus.